Aufgabenstellung der „Aktion Rose“

Einem Bericht den ich ebenfalls aus dem Bundesarchiv Berlin erhielt zufolge, datiert: Neuhaus, den 7.2.1953 von der Volkspolizei Kreisamt Ribnitz Abschnittleitung Neuhaus
Einsatzplan des Abschnittes 4 -Neuhaus "Aktion Rose"

Die Schaffung der Grundlagen des Sozialismus in der DDR erfordert von der Staatsmacht Maßnahmen, die es dem Klassengegner unmöglich machen sein verbrecherisches Treiben fortzusetzen oder gar noch zu erweitern. Unser Kampf richtet sich gegen die bürgerlich-reaktionären Kreise, die unseren Fortschritt hemmen, die durch ihre Machenschaften versuchen die gestürzte Klasse zu restaurieren, somit also die Errungenschaften der Arbeiterklasse sabotieren.
Hand in Hand gehen diese Element mit den angloamerikanischen Kriegstreibern und ihren Trabanten in Westdeutschland. Versteckt, zum Teil auch offen sympatisieren diese Elemente mit den Spaltern Deutschlands, mit den Feinden unserer Republik.
Darüber hinaus tarnen sie sich mit dem Mantel der Neutralität. In der jetzigen Phase des Klassenkampfes wird aber von uns eine Neutralität abgelehnt. Neutral sein heißt heute Gegner unserer Ordnung sein.

I Aufgabenstellung
Die innen und außenpolitische Lage der DDR erfordert im gegenwärtigen Zeitpunkt eine Überprüfung, unter Zugrundelegung eines strengsten Massstabes, der gesamten bürgerlichen Elemente im Hotel- Gaststätten und Pensionsgewerbes an der Ostseeküste. Von Jahr zu Jahr verbringen immer mehr Werktätige, Aktivisten usw. , die mit ihrem Schaffen beweisen, dass sie willige Helfer am Aufbau des Sozialismus sind, ihren wohl verdienten Urlaub an der See.
Darüber hinaus spielt ebenfalls die Bildung von Nationalen-Streitkräften besonders in diesem Gebiet eines bedeutende Rolle. In der noch stark vertretenden Klasse der Bourgeoisie hat der Imperialismus noch eine starke Stütze, um seinen Einfluss bei jeder sich bietenden Gelegenheit geltend zu machen. Unser Hass komme in der gegenwärtigen Arbeit gegen diese Totengräber des deutschen Volkes zum Ausdruck. Die Fahne des Sozialismus hochhaltend sei unsere Parole:

-Wir zerschlagen die noch vorhandenen Brutstätten des Imperialismus an der Küste der DDR

Zitat Ende!

Entwurf : Ministerium des Innern, Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei
          Berlin, 30. Januar 1953
          Einsatzplan für die Aktion Rose
Betrifft: Ferienaktion
Bezug:    ohne

Im gesamten Küstengebiet der DDR einschließlich der Insel Rügen (ausgenommen Insel Hiddensee) findet in der Zeit vom 10.2. bis 10.3.1953 eine Überprüfung sämtlicher Besitzer und Pächter von Hotels und Pensionen statt.

Es liegen Hinweise vor, dass von diesen Besitzern seit Jahren ständig gegen die Gesetze der DDR verstoßen wird. Diese Verstöße finden ihren Ausdruck in dem Verkauf von illegal eingeführten Westwaren, Verkauf von bezugsbeschränkten Waren ohne Markenabgabe zu überhöhten Preisen, in Wirtschaftsverstößen schlechthin.

Darüber hinaus besteht der begründete Verdacht, dass die Besitzer dieser Hotels und Pensionen mit den Agentenzentralen des amerikanischen Imperialismus in Westberlin und Westdeutschland in Verbindung stehen und für dieselben arbeiten.

Zwecks Einschränkung bzw. Beseitigung dieses Gefahrenherdes für die DDR wird angeordnet, entsprechende Untersuchungen und Ermittlungen gegen die in der Anlage I genannten Hotelbesitzer, Verwalter, bzw. Pächter einzuleiten.

c) Einsatzkräfte
Zum Einsatz kommen sämtliche Teilnehmer des IV. Lehrganges der Zentralschule der Volkspolizei K Arnsdorf sowie das Lehrpersonal. Die Gesamtstärke wird ca.  4 0 0   Volkspolizeiangehörige betragen

d) Einsatzgebiet
Das gesamte Einsatzgebiet wird in folgende 6 Abschnitte unterteilt:
1. Kreis Bergen auf Rügen
2. Kreis Putbus auf Rügen
3. Kreis Wolgast
4. Kreis Ribnitz einschl. Graal-Müritz
5. Kreis Bad-Doberan einschl. Warnemünde (Stadtkreis Rostock)
6. die Kreise Wismar und Grevesmühlen

e) Kräfteverteilung
Abschnitt Bergen     30 VP-Angehörige
                     Unterkunft Volkspolizei-Erholungsheim Göhren
                     Sitz der Abschn.Leitung VPKA Bergen

Abschnitt Putbus     170 VP-Angehörige
                     Unterkunft für 100 VP-Angehörige
                     Volkspolizei-Erholungsheim Sellin
                     70 VP-Angehörige Wilhelm-Pieck-Heim Göhren
                     Sitz der Abschnittsleitung VP Erh.Heim Göhren

Abschnitt Wolgast    80 VP-Angehörige
                     Unterkunft VP-Erholungsheim Heringsdorf
                     Sitz der Abschn.Leitung VP-Erh.Heim Heringsdorf

Abschnitt Ribnitz    40 VP-Angehörige
                     Unterkunft VP-Erh.Heim Neuhaus
                     Sitz der Abschn.Leitung VP-Erh.Heim Neuhaus

Abschn. Bad-Doberan  60 VP-Angehörige
                     Unterkunft VVN-Heim Kühlungsborn
                     Sitz der Abschn.Leitung VP-Revier Kühlungsborn

Abschnitt Wismar     20 VP-Angehörige
                     Unterkunft VPKA Wismar
                     Sitz der Abschn.Leitung VPKA Wismar

Abtransport der Einsatzkräfte von der ZSVP Arnsdorf

Die Einsatzkräfte haben bis zum 9.2.53, 20.oo Uhr, jedoch nicht vor Einbruch der Dunkelheit in den jeweiligen Unterkünften der einzelnen Abschnitte einzutreffen, lediglich die Einsatzkräfte des Abschn. Ribnitz können wegen schlechter Straßenverhältnisse vor Anbruch der Dunkelheit eintreffen.

j) technischer Bedarf

1. Kraftfahrzeuge und Treibstoff

Für die Dauer des Einsatzes werden vom 9.2.1953 ab folgende Kraftfahrzeuge benötigt:

                               PKW         Omnibus
Abschnitt Bergen               1           1         (18 Mann)
"         Putbus               1           2         (18 Mann)
"         Wolgast              1           1         (18 Mann)
"         Ribnitz              1           2         (18 Mann)
"         Bad-Doberan          1           1         (18 Mann)
"         Wismar               1           1         (18 Mann)

2. Waffen und Ausrüstung

Für die Sicherheit der Einsatzkräfte sind durch die Abteilung TD
3 0 0  Pistolen, Kaliber 7,65 mm zur Verfügung zu stellen. Die Ausgabe
der Waffen an die Einsatzkräfte hat bis zum 8.2.1953 in der ZSVP Arnsdorf zu erfolgen.

3. Taschenlampen

Die Hauptabteilung J der HVDVP wird beauftragt, 390 komplette Taschenlampen und Ersatzbatterien zur Verfügung zu stellen.
Die Ausgabe der Taschenlampen hat bis spätestens 8.2.53 zu erfolgen.

Instruktion BDVP Rostock, Einsatzleitung vom 4. Februar 1953
Instruktion I zum Befehl des Chefs der Deutschen Volkspolizei
Betr. Aktion Rose
Die der Zentralschule der Volkspolizei K Arnsdorf durch Befehl des Chefs der Deutschen Volkspolizei übertragene Aufgabe ist von größter politischer Bedeutung und erfordert von jedem VP-Angehörigen das größtmöglichste Maß an Einsatzkraft und Bewusstsein. Gründlichkeit, politische Parteilichkeit und ein Höchstmass an Disziplin ist die Voraussetzung für das Gelingen der uns übertragenen Aufgabe.
.....
II:) Arbeitsweise der Einsatzgruppen:
a) Ausschlaggebend für den weiteren Verlauf des jeweiligen Untersuchungsverfahrens ist der Beginn der Überprüfung, d.h. der Eintritt in das Haus durch die Einsatzkräfte hat so überraschend zu erfolgen, dass es dem Besitzer oder Pächter nicht möglich ist Beweismaterial beiseite zu schaffen
Die jeweiligen Maßnahmen, die hierzu notwendig sind, bleiben dem Geschick der Einsatzgruppenleiter überlassen....
c) Da das Gästebuch wichtige Hinweise für die Durchführung des Ermittlungsverfahrens gibt, ist es zu beschlagnahmen. Es ist nicht besonders im Beschlagnahmeprotokoll zu vermerken, sondern unter sonstiges Schriftenmaterial etc. zu nehmen.

d) Bei der Befragung und Vernehmung des Personal
Berücksichtigt muss hierbei werden, dass es sich bei den Hotelangestellten um Menschen handelt, die noch nicht in dem Masse ihre Abhängigkeit von ihrem Arbeitgeber abgelegt haben, wie z.B. ein Betriebsarbeiter. Man muss bestrebt sein, das Vertrauen dieser Menschen zu erwerben, dann wird es möglich sein, vieles von ihnen zu erfahren.

IV Festnahmen
a) Bei der Vornahme von Festnahmen ist der Abschnittsleiter zu unterrichten. Der Antrag zum Erlass eines Haftbefehls ist beim Staatsanwalt des jeweiligen Kreises einzuholen.
b) Die festgenommenen Personen werden in nachstehend aufgeführten Haftanstalten eingeliefert:
Abschnitte 1 und 2     Haftanstalten Stralsund u. Grimmen
Abschnitt 3            Haftanstalten Wolgast, Greifswald
Abschnitt 4            Haftanstalt Rostock
Abschnitt 5            Haftanstalt Wismar
Abschnitt 6            Haftanstalt Grevesmühlen

Instruktion II vom 9.2.1953 zum Befehlt des Chefs der Deutschen Volkspolizei

Betr.: Berichte und Meldungen
Bezug: ohne

II) für die Durchgabe der täglichen 9.00 Uhr Meldungen werden Vordrucke heraus gegeben, nach denen zu melden ist.
Alle sonstigen telefonischen Gespräche haben unter Verwendung folgender
D e c k n a m e n   zu erfolgen:
a) Hotels und Pensionen : Kiste
b) Vorgang              : Kaufvertrag
c) Festnahme            : Einladung
d) Haftbefehle          : Ausweis
e) Durchsuchung         : Ansicht






Anmerkung des Verfassers dieses Buches:
Alle von mir zitierten Unterlagen stammen aus den Beständen des Bundesarchiv Berlin. Die Planung der "Aktion Rose" ist archiviert und nachzuforschen im Bestand "Aktion Rose" Findbuch MdI der DDR 11/755 Blatt 1 bis 22.

Wesentlich scheint mir auch die Feststellung, daß die ursprüngliche Aktion Rose zusammen von der Deutschen Volkspolizei und der Staatssicherheit durchgeführt werden sollte. Da die Staatssicherheit nicht so spurte, wie sich das das Ministerium des Innern in Berlin vorstellte, gab es einige Verstimmungen. Die wesentliche Aktion wurde daher untere direkter Leitung des Innenministerium der DDR durchgeführt. Im Sommer 1953 wurde dann das Ministerium des Innern der DDR mit dem Ministerium der Staatssicherheit zusammengelegt. Maßgeblich scheint mir auch, daß die Anschreiben, die ab 1954 an einige Hoteleigentümer nach West-Deutschland gesandt wurden, nur unter dem Vorwand geschrieben wurden, das Wissen der Hoteliers zu nutzen. Meine Mutter erhielt im Dezember 1954 ein solches Anschreiben, nachdem mein Vater noch bis Herbst 1953 im Zuchthaus Bützow-Dreibergen gesessen hatte und auch nach Rostock in den Folterkeller der Staatssicherheit verbracht worden war, den er schwer krank wieder verlassen konnte. Von dieser Krankheit, diesen Demütigungen und den Schikanen hat er sich bis zu seinem leider viel zu frühen Tod nicht wieder erholt. Viele Hoteliers und ihre Familien wurden seelisch gebrochen.

Einige kehrten tatsächlich aus West-Deutschland zurück in der Hoffnung, daß der Deutsche Staat DDR sein Wort halten und die Hotels zurück geben würde. Es war aber gar nicht die Rede davon, man hatte gar nicht die Absicht die Hotels zurück zu geben. So ist überliefert von Herrn Parchow, Eigentümer des Hauses Fortuna aus Göhren, dass er zurückkehrte, sein Hotel aber bereits -wie unser Haus, das Deutsche Haus R. Zobel in Göhren als Polizei-Erholungsheim vom Ministerium des Innern/Staatssicherheit beschlagnahmt war und der Deutsche Staat gar nicht daran dachte, das Eigentum frei zu geben zur weiteren Betreibung als Hotel. Herr Parchow vom Haus Fortuna in Göhren wurde in 2 kleinen Zimmern untergebracht. Woraus er seinen Lebensunterhalt fortan bestritt, ist dem Verfasser unklar.
Vom Hotel Waldperle ist bekannt, daß die damals ca. 70-jährige Eigentümerin, Frau Alert zurückkehrte, auch tatsächlich als Eigentümer wieder im Grundbuch eingetragen wurde, man sie aber in den 60er Jahre (1961) erneut ersatzlos enteignet, worauf sie die Möglichkeit hatte, nach West Berlin zu flüchten.

Die Erben des Eigentümers Parchow vom Haus Fortuna sollten auch bald nach der angeblichen "Wende" feststellen, daß es mit dem Rechtsstaat Deutschland nicht besonders weit her ist. Das Haus Fortuna auf der Höhe in Göhren wurde einfach vom Bundesvermögensamt an eine "gemeinnützige Gesellschaft aus Wiesbaden verhöckert". Die Erben mussten dann eine Klage gegen die BRD einleiten, da der vereinbarte "Kauf"-Preis so gering war, dass die Erben keineswegs damit einverstanden waren. Es wurde dann zum "Erstaunen" des Bundesvermögensamtes festgestellt, -wie mir die Erben berichteten-, dass nach dem Tod des Herrn Parchow der Kreis Rügen das Anwesen an das Ministerium des Innern der DDR übergab. Offensichtlich waren die Grundbuchunterlagen so undurchsichtig, dass die BRD glaubte, ein eigenes Anwesen zu verkaufen.

Noch nach der Rückforderung des Gesamteigentumes der Familie Zobel, bestehend im Wesentlichen aus:
1.) Hotel Deutsches Haus R. Zobel, Carlstraße 3/ 3A in Göhren
2.) Dependance Haus Heiderose, Elisenstraße 6, in Göhren
3.) Zobelhof am Selliner See Nr. 1, in Baabe
4.) Hotelbauplatz am Kurpark in Baabe
vom November 1989 wurde dieses Schreiben an die Staatssicherheit nach Rostock weitergeleitet, nachdem man offenbar diese Rückforderung an die jeweiligen Gemeinden abgegeben hatte.
Die neu gewählten Bürgermeister nach der "Wende" hatten auch nichts eiligeres zu tun, festzustellen, wie auch der Oberstleutnant des Ministerium des Innern der DDR aus Sellin im Fernsehen verkündete: "Der Eigentümer von Haus 1 hat sich gemeldet!" Das Deutsche Haus war Haus 1 des "Helmut-Just-Heimes" der Deutschen Volkspolizei, bzw. deren Erholungsheim, zu dem auch die Häuser:
1.) Deutsches Haus
2.) Gartenhaus/Villa Zobel
3.) Saalbau Helmut-Just
4.) Dünenhaus
5.) Haus Halliger
6.) Haus Nordstern
7.) Haus Deutschland
8.) Haus Fortuna
9.) Thälmannheim
gehörten. Heimleiter war ein junger Volkspolizist von Usedom, der gerade die SED-Parteischule besucht hatte.

Die Bürgermeister ließen nach der Eigentumsrückforderung vom November 1989 keine Minute frei, uns versuchten die Anwesen der Familie Zobel noch schnell an Aktivisten der DDR zu verhökern.
Zwar waren die Original-Grundbücher der Immobilien komplett im Zentralarchiv Barby erhalten und die rechtmäßigen Eigentümer auch noch eingetragen, so machte man doch Reisen nach Westdeutschland, um hier Notare zu bekommen, die schnell etwas protokollieren sollten, Verkäufer: Gemeinde Göhren/Baabe/ oder andere, Käufer: Aktivisten der DDR oder Freunde/Vertraute der jeweiligen Machthaber.

Diese Eilverkäufe sollten nach der "Wende" zwar storniert werden, sie stehen zum großen Teil aber bis heute aus.(2002)
Ein Gast unseres Hotels, der im Polizeidienst nach der "Wende" tätig war, erklärte mir dann auch: Von 12 Kriminalpolizisten waren 1o bei der
Staatssicherheit!!!

So erklärt sich wohl auch, daß bei der "Aktion Rose" die Hörer der Volkspolizeischule für Kriminalistik nach Rostock kommandiert wurden und die Aktion durchzogen. Arnsdorf liegt der Postleitzahl nach in Sachsen.
Ansässige Polizisten hätten sicher nicht solche Schikane gegen die einheimische Bevölkerung mitgemacht.

Wesentlich scheint mir in diesem Zusammenhang auch, daß der Staatsanwalt der DDR, der in der "Aktion Rose" als Ankläger auftrat, GENERALSTAATSANWALT DER DDR wurde. Ein Strafverfahren gegen ihn wurde später von der Justiz zu umgemünzt, dass er für UNSCHULDIG  erkannt und freigesprochen wurde.
Immer sind die andern die Täter, möglichst wie im Dritten Reich Adolf Hitler, die Mitläufer, die die Taten erst ermöglicht haben, werden, weil sie zur Justiz gehören von den andern Justizmitarbeitern für UNSCHULDIG erklärt.
So kann man sich hinter diesem Unschuldsurteil verstecken und nachträglich im RECHTSSTAAT UNRECHT EINFACH FÜR RECHT ERKLÄREN.

Auf Seit 17, III: Vorbereitung der Aktion heißt es weiter:
Zur Vorbereitung der Aktion wurden 20 Hörer der Volkspolizei-Schule für Kriminalistik nach Rostock kommandiert und in die im Einsatzplan vorgesehenen Abschnitte des Bezirksgebietes eingesetzt.

Am 27.1.53 (Geburt des Verfassers am 28.1.53) begannen die eingesetzten Kräfte mit den Vorbereitungsarbeiten, die darin bestanden, in konspirativer Arbeit die dafür in Frage kommenden Objekte festzustellen und Ermittlungen, die zur Aufdeckung strafbarer Handlungen führen, anzustellen. Um unerkannt arbeiten zu können, wurde das Vorbereitungskommando mit Ausweisen des Rates des Bezirkes Rostock (Bautechniker, Steuersachverständige) ausgestattet.

Die Maßnahmen, die zur Geheimhaltung der Aktion notwendig waren, waren wirksam, so dass bis einen Tag vor dem Einsatz weder die örtlichen Dienststellen der Volkspolizei noch die Volkspolizei-Schule für Kriminalistik keinerlei Informationen über die Vorbereitung der Aktion erhielten.
Am 8.2.53 16.oo Uhr wurde in der Volkspolizei-Schule für Kriminalistik den zum Einsatz gelangenden Kräften durch VP-Insp. H..... und durch VP-O.Rat K..... der Befehl des Chefs der Deutschen Volkspolizei bekannt gegeben und die hierzu nötige ideologische und organisatorische Vorbereitung getroffen.
Am 9.2.53 3.oo Uhr begann der Abtransport mittels durch die TD der HVDVP bereitgestellten Fahrzeuge. Die Einsatzkräfte wurden gemäß Plan nach Einbruch der Dunkelheit in die zuständigen Abschnitte geleitet.

IV Durchführung
Am 10.2.53 wurde nach erfolgter Einweisung der Einsatzgruppenleiter durch die Abschnittsleiter schlagartig mit der Aktion in allen Abschnitten begonnen.

Die Einsatzkräfte gelangten wie folgt zum Einsatz:
Abschnitt 1  Bergen/Rügen  32 Eins.Kräfte    2 Techn. Pers.
Abschnitt 2a Göhren/Rg.    68 "    "          2 "      "
Abschnitt 2b Selling/Rg.    90 "    "          4 "      "
Abschnitt 3  Wolgast        76 "    "          4 "      "
Abschnitt 4  Ribnitz/Damg.  38 "    "          3 "      "
Abschnitt 5  Bad Doberan    56 "    "          4 "      "
Abschnitt 6  Wismar         18 "    "          2 "      "
Einsatzleitung               5 "    "          6 "      "

Die Bearbeitung der größten Objekte auf Rügen, den Besitzungen des K...-K...., wurde eine Sondergruppe unter Leitung des VP-O.Rat W... gebildet.
(Kurhaus Binz, Kurhaus Sellin)

Der erste Schlag wurde gegen 68 Objekt des gesamten Küstengebietes geführt. Es wurden 107 Beschuldigte festgestellt, von denen 91 festgenommen wurden.
Es ist zu erwähnen, dass es sich dabei um die größten Objekte gehandelt hat.
Bereits am ersten Tag entstanden besondere Schwierigkeiten durch auftretende Schneestürme und der damit verbundenen Schneeverwehungen. In fast allen Abschnitten war die Verbindung der einzelnen Einsatzgruppen untereinander unterbrochen, die Fahrzeuge eingeschneit bzw. stecken geblieben und der Abtransport der Häftlinge konnte nicht durchgeführt werden. Erst durch Ansprechen des ZK (Zentralkommitee Anmerk. d.Verfass.) der SED durch die Einsatzleitung wurden am Freitag, den 13.2. 15 Schneepflüge in den Bezirk Rostock entstand, so dass am 14.2. die Verbindung mit allen Abschnitten wieder hergestellt war.

Eine weitere Schwierigkeit, die von ausschlaggebender Bedeutung war, entstand durch das Versagen der Verwaltung des MfS des Bezirkes Rostock.
Rechtzeitig vor Beginn wurde Verbindung mit dem Leiter der Verwaltungsstelle Rostock aufgenommen und die Aktion in allen Einzelheiten mit ihm durchgesprochen. Es wurde vereinbart, dass die Verwaltung des MfS im Bezirk Rostock den gesamten Ort Bansin zum gleichen Zeitpunkt mit den Einsatzkräften der Aktion "Rose" bearbeiten will, da dort angeblich sämtliche Besitzer von Hotels und Pensionen in Spionage- und Agententätigkeit verwickelt sind. Aus diesem Grunde wurde in Bansin von den Einsatzkräften der Aktion "Rose" nichts unternommen. Die Verwaltung des MfS hat den abgesprochenen Zeitpunkt nicht eingehalten und hat erst in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag mit 2 Mann die Festnahme des größten Hotelbesitzers (7 Objekte) vorgenommen. Die Festnahme erfolgte so ungeschickt, indem der Betreffende in das Auto geschleppt und dabei die Bevölkerung in Bansin teilweise zeugen dieser Festnahme waren.

Die bisher festgestellten strafbaren Handlungen zeigen, dass es sich in der Hauptsache um Verstöße gegen die WStVO, gegen innerdeutschen Zahlungsverkehr, das Gesetz zum Schutze des innerdeutschen Handels sowie gegen das Gesetz zum Schutze des Volkseigentums handelt.

Vornehmlich haben die beschuldigten Hotelbesitzer in der Absicht der Bereicherung seit Jahren die vom FDGB ihm zugewiesenen Gäste durch Abgabe von minderwertigen Nahrungsmitteln, bzw. durch Beiseiteschaffen von Nahrungsmitteln, die für die FDGB-Urlauber bestimmt waren, betroffen.
In vielen Fällen wurde durch Hortung von Lebensmitteln und anderen bezugsbeschränkten Waren größeren Umfangs festgestellt. Ebenfalls wurden Lebensmittel in vollkommen verdorbenen Zustand aufgefunden.
Darüber hinaus wurden strafbare Handlungen gemäß Artikel 6 und Direktive 38 IIIa III festgestellt. Es wurden z.B. in einem Fall 2 Karabiner und 4000 Schuss Munition, in einem anderen Fall eine Pistole 6,35 und in weiteren Fällen Luftgewehre vorgefunden.
Einem Hotelbesitzer wurde nachgewiesen, dass er während des 3 Weltkrieges sowjetische Kriegsgefangene misshandelte. Diese Vorgänge wurden den zuständigen Stellen des MfS übergeben.

Die der Sondergruppe unter Leitung des VP-O.Rat W... gestellten Aufgabe zur Überprüfung des Hotelbesitzers k...-K.... wurden mit Erfolg gelöst.
K...-K.... ist angeblicher Besitzer des Kurhauses Binz mit 600 Betten, des Kurhauses Sellin mit 400 Betten, des Ernst-Thälmann-Hauses, der Amazurka-Bar und einer Großchweinemästerei mit ca. 15o Schweinen. Das Belastungsmaterial gegen K. ist in jeder Hinsicht ausreichend. (Seite 19, Blatt 4, Bestandssignatur Band 11, Aktion Rose)
(Ca. 5 Stunden las der Verfasser in Berlin in den Akten über den jüdischen Hotelier K.K. aus Binz, der mit Hilard Schmidt vom Deutschen Haus Göhren im Zuchthaus Bützow-Dreibergen als "Wirtschaftsverbrecher" einsaß.)

V. Stimmungsbericht
1.) Bisher konnte festgestellt werden, dass die Einsatzkräfte der Volkspolizei-Schule für Kriminalistik eine gute Disziplin, Arbeitsfreudigkeit und Begeisterung an den Tag legten. Mit der größten Energie wird in allen Abschnitten pausenlos bis in die Nachtstunden bearbeitet und ein Ruhetag wurde bisher auf Wunsch der im Einsatz befindlichen Genossen nicht eingelegt.
Dadurch war es den Genossen möglich, das Überraschungsmoment des Einsatzes auszunutzen und so viel als nur möglich Beweismaterial zu sichern.
Die Genossen betrachten diesen Einsatz als ihren persönlichen Anteil beim Aufbau des Sozialismus.

2.) Die Stimmung in der Bevölkerung ist geteilt. Arbeiter und Umsiedler begrüßen aufs Wärmste die Aktion der Volkspolizei. Sie erklären, dass es zeit wurde, dass man gegen diese Barrasitten einschreitet. So z.B. erklärte ein Maurer in Kühlungsborn: Dass nun zum ersten Mal die Volkspolizei in Kühlungsborn der Schluderei ein Ende bereitet. Er erklärte weiter, dass schon in den schweren Jahren von 1947-1950 die Hotelbesitzer in Saus und Braus lebten und er brachte eine Freude darüber zum Ausdruck, dass sich nun die Volkspolizei einschaltet.

Der Kreisgerichtsdirektor von Doberan Hermann K..., der als Vernehmungsrichter für den Abschnitt Kühlungsborn eingesetzt war und über die Aktion teilweise unterrichtet wurde,ist am 17.2.53 gegen 20 Uhr mit seiner Geliebten, der Rechtspflegerin Charlotte M... vermutlich nach Westberlin flüchtig geworden.

Im Zuge der Überprüfung ergab sich, dass die in den Hotels und Pensionen untergebrachten Umsiedler in den erbärmlichsten Wohnungsverhältnissen leben. Zumeist bewohnen 4,5 oder 6 Personen 1 Zimmer, oft nur eine Bodenkammer. In einigen Fällen wurden Umquartierungen vorgenommen und die größten Missstände beseitigt.

Das hatte zur Folge, dass in vielen Orten vornehmlich die Umsiedler den
Einsatzkräften Hinweise für strafbare Handlungen der Hotelbesitzer gegeben hatten....

8 Tage nach Beginn der Aktion musste festgestellt werden, dass die bisherige Arbeitsweise durch die Vernichtung des Beweismaterials durch die Hotelbesitzer nicht mehr beibehalten werden konnte, sondern gestützt auf kriminalpolizeiliche Arbeit weitergeführt werden muss. Das bedeutet, dass der schlagartige Anfall von der Aufdeckung strafbarer Handlungen nachlässt und die Bearbeitung der Vorgänge langsamer vor sich geht.

VI. Die Durchführung der Aktion erfolgt in Zusammenarbeit mit anderen
Dienststellen der Deutschen Demokratischen Republik.

1.) Bezirksinspektion der Staatlichen Kontrolle
2.) Der Hauptabteilung des Amtes zum Schutze des Volkseigentums des MdI
3.) Des Finanzministerum der DDR
4.) Der Grenzpolizei
5.) Des Ministerium des Innern (KVP)
und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands im Bezirk Rostock.

Aus der in der Anlage beigefügten Aufstellung ist die Anzahl der überprüften Objekte und die Erfolge zu ersehen. Hierbei ist zu bemerken, dass von den erfolglos überprüften Objekten ein Teil Wohnhäuser geworden sind, ein Teil an die Wismut direkt verpachtet und der Einfluss der Besitzer ausgeschaltet war. Ein weiterer Teil wird im Verlauf der Aktion nochmals eingehend überprüft

Einsatzleitung

VP-Kommandeur gez. Z.....    VP_Inspekteur gez. H....    VP-Oberrat  K...





zum Inhaltsverzeichnis


nächstes Kapitel